Aufgelesen in der Linzer Kirchenzeitung

Anlässlich des Ablebens des Schnitzers des Chorgestühls, Stuhlmeister Frater Michael aus Garsten, verfasste Pater Seraphim Kirchmayr am 30. August 1655 einen sogenannten „Leuchen“ oder auch "Rottelbrief" – recht launig und fromm:
„Es klopft bei euch, liebe Bundesgenossen, ein Handwerker, der auf Befehl von oben sein Arbeitsfeld verlassen mußte. Doch Beschäftigung will er nimmer, sondern Ruhe, denn er ist ein kraftverlassener Kasten-Meister.
Frater Michael Obermüller hat im 55. Jahre seines Alters und im 24. Jahre seit Ablegung der Gelübde hat am 12. Juli um 8 Uhr abends, nachdem er lange sich abgemüht den Feierabend angetreten und ist, daß ihr ja an seine Ermüdung glauben müsset, im Herrn entschlafen! Mir kommt vor, als sei er den Werkleuten des Babylonischen Thurmes beizuzählen, weil er nachdem er lang und viel gebohrt, gehobelt und keinen einzigen Mitarbeiter mehr verstand, weßwegen er den Wanderstab zur Hand nehmen mußte."
Dazu auch ein Bericht in den "Christlichen Kunstblättern" (Ausgabe 7, 1912) des Linzer Diözesan Kunstvereins:
Christliche Kunstblätter 7/1912