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So. 18.12.16

WUNDERvoll!

18. Dezember 2016

Weihnachten fällt in diesem Jahr aus, wenn sich nicht Menschen finden, die das Weihnachtsfest retten... geschieht ein WUNDER und wird Weihnachten doch noch wahr? Ein Impuls.

Weihnachten fällt leider aus!

 

Weihnachten fällt leider aus!

 

Verehrtes Publikum,
die Intendanz dieses Theaters
sieht sich gezwungen,
Ihnen durch mich mitteilen zu lassen,
dass das diesjährige Weihnachtsfest ausfällt.

 

Wir sind dabei Opfer höherer Umstände geworden.
Aus uns unerklärlichen Gründen blieben
gestern Nacht -
ausgerechnet beim
zweitausendjährigen Jubiläum dieser
Veranstaltung -
die Tore des Himmels verschlossen.

 

Statt das, wie üblich, himmlische Heerscharen
zur Erde herniederstiegen,
tröpfelten lediglich Bindfäden
aus trüben Wolkenmassen.
Den ausbleibenden Engeln ist es anzulasten,
dass auch die Hirten
bei ihren Schafen geblieben sind,
umstrahlte sie doch kein Glanz aus der Höhe,
der ihre Neugierde beflügelt
und sie zum Aufbruch genötigt hätte.
Ein Unglück zieht das andere nach:
Heute morgen sagten uns
die Heiligen Drei Könige ab.
Aus Versehen seien sie dem falschen Stern gefolgt.
Ein Elend sei dies mit all den Satelliten
und Positionslichtern der Flugzeuge.
Wie könne man deren Lichtschweif unterscheiden
vom wahren Licht des wahren Sterns,
der sie bisher so sicher geführt?

 

Den endgültigen Entschluss,
unser beliebtes Schauspiel abzusagen,
nötigte uns das Fernbleiben der Heiligen Familie ab.
Sah man Maria und Josef
gestern noch in der Stadt auf der Suche
nach einer Herberge,
- ganz so, wie es den Anweisungen 
unseres Stückes entspricht -
heute sind sie wie vom Erdboden verschlungen.

 

So stehe ich am Fest der Feste
mit leeren Händen vor Ihnen.
Selbst ob das göttliche Kind geboren wurde,
entzieht sich unserer Kenntnis.
Um Sie über die herbe Enttäuschung hinwegzutrösten,
haben wir keine Kosten und Mühen gescheut,
Ihnen mit hölzernen Figuren
wenigstens die wichtigste Szene nachzustellen.

 

Seien Sie versichert,
wir haben alles in unserer Macht Stehende getan,
Weihnachten zu retten.
Dabei sind wir auf einen Ausweg verfallen,
den wir aber zugleich wieder verworfen haben.
Es wäre für Sie, liebes Publikum,
eine arge Zumutung.

 

Schließlich sind Sie hierher gekommen,
um zu schauen und nicht um zu spielen.
Ja, zu spielen.
Es wäre die einzige Möglichkeit,
dass dieses Jahr Weihnachten
wirklich Weihnachten würde,
wenn ein paar von Ihnen bereit wären,
unsere Schauspieler zu ersetzen.

 

Schwer ist es nicht.
Sie alle kennen den Text,
die Handlung ist Ihnen vertraut.
Ich schaue Sie an und lese Ihre Gedanken:
Kinderkram, denken Sie.
Ja, ist denn der verrückt geworden.
Das haben Sie gerade gedacht!
Doch Weihnachten ist Weihnachten.
Es muss ein Spiel geben.

 

Die einfachste Rolle:
Schaf sein. 
Sich nicht drum kümmern,
was da im Stall passiert.
Aber zu spüren:
Man ist nicht allein.
Wer sich fürchtet in dunkler Nacht,
tritt nähe rzum fahlen Licht,
das aus dem Schall schimmert,
wärmt sich am Feuer.
Atmosphäre spüren.
Ängste fallen lassen.
Frieden atmen.
Sehnsüchtig sein.
Sehen Sie,
wie leicht das ist?
Für die Rolle eines Schafes taugt jeder,
und sie ist beileibe nicht die schlechteste.

 

Hirt sein - möchten Sie nicht vielleicht:
In einer komplexen, komplizierten Welt
noch staunen können?
In allem Erklärten noch Unerklärliches,
Engel, sehen?
Im Zeitalter grenzenloser Kommunikation
durch technische Geräte
sich an wirklicher menschlicher Begegnung freuen?
Viel wissen, vieles haben,
noch mehr erreichen wollen - 
und dennoch teilen können,
sich ein einfaches Herz bewahrt haben?
Hirt sein. 

 

Der Josef wäre noch zu besetzen.
Erzählen Sie mir nicht, 
dass hier kein Josef säße:
einer, der gelernt hat,
dass eine schwangere Frau
keine Sünderin sein muss,
dass das Leben sehr oft andere Bahnen einschlägt,
als die vorausberechneten.
Josef hat gelernt zu lernen.
Er hat seine Überzeugungen.
Weil er die Menschen gern hat, 
werden ihm aus seinen Überzeugungen
keine Vorurteile.

 

Alle Marias, bitte mal aufstehen!
Wer Maria ist?
Ein Mensch mit einem Vertrauen,
das nicht totzukriegen,
mit einer Hoffnung, die gebrochen,
aber lebendig ist.
Ein Mensch mit Liebe,
die trotz herber Enttäuschung
nicht erloschen ist.
Maria.

 

Der Glanz der Kronen,
die Pracht der Gewänder,
die Kostbarkeit der Geschenke
verlockt, einer der Könige sein zu wollen.
Doch Vorsicht.
Wer König sein will in unserem Spiel,
wird Zeit seines Lebens Suchender sein,
ohne Garantie, finden zu werden.
Eine Ruhelosigkeit wird ihn umtreiben,
ein Gedanke ihn anstacheln,
ein Gefühl ihn verzehren,
eine Vision ihn beflügeln.
Er wird suchen, auch dann,
wenn ihm verborgen ist,
wonach er sucht.
Wer jetzt noch König werden will,
melde sich bitte.

 

König Herodes,
der Kindermörder,
eine undankbare Rolle.
Und doch gehört sie in unser Spiel.
Jeder spielt sie einmal in seinem Leben.
Darum keine Scheu!
Wer sich wie Herodes fühlt im Augenblick,
der spiele ihn auch:
Ein Mensch, gehetzt von der Angst, 
geängstigt durch Misstrauen,
zerfressen von Neid,
zu stolz, um sich lieben zu lassen.
Ums Leben betrogen und deshalb verbittert,
unzufrieden,
mit Groll im Herzen und Wut im Bauch. 

 

Zu guter Letzt:
Wer legt sich in die Krippe?
Wer spielt den Jesusknaben?
Keiner?
Wie schade.
Keiner,
der die Wunden seines Lebens
durch Liebe ausheilen lassen will?
Keiner,
der sich, obwohl erwachsen,
hilflos fühlt wie ein Kind?
Keiner, 
der nach schweren Zeiten neu geboren wurde?

 

Wir brächten unser Spiel zusammen.

 

Weihnachten wird nur,
wenn Sie mitspielen:


Also:

Bühne frei!

 

(Stefan Scholz) 

 

Quellenangabe:

Scholz, Stefan: Weihnachten fällt leider aus! In: Scholz, Stefan (2002): Spurensuche. Texte zu Advent und Weihnachten. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet. S. 102-108. 

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