Geh-Denken
Die sozialen Projekte sind ein wichtiger Bestandteil der Firmvorbereitung. Unter dem Motto „Just do it“ engagieren sich die Firmlinge auf vielfältige Weise. Dabei werden die Rotkreuz-Mitarbeiter:innen im Café im Altenheim unterstützt, wird gemeinsam mit Paulina Grim von der GWA eine Sitzbank renoviert und kreativ gestaltet, wird im Rotkreuz-Markt mitgeholfen oder wird mit der YoungCaritas ein besonderer „Rundgang der Not“ durch Linz gemacht.
Am Freitag, den 11. April haben sich neun Firmlinge und drei Begleiterinnen gemeinsam mit ela Klein auf einen besonderen Weg gemacht. Wir haben uns in Saag getroffen und sind das kurze Stück zu Fuß zum einstigen Haupteingang des KZ-Außenlagers von Mauthausen in Gunskirchen gegangen. Zwischen Dezember 1944 und März 1945 wurde dieses Lager von ca. 400 KZ-Häftlingen errichtet. Ende März 1945 wurde der Bau eingestellt, obwohl eine Küche, sanitäre Anlagen etc. fehlten. Von April 1945 bis zur Befreiung am 5. Mai 1945 waren hier tausende Häftlinge unter widrigsten Bedingungen im Wald untergebracht. Wir starteten mit einer Vorstellrunde: Vornamen und Beweggründe für die Teilnahme wurden gesagt. Als Christ:innen werden wir auf unseren Namen getauft. Jedoch, in den KZs wurden die Menschen zu Nummern degradiert. Dann durfte jede Person ein Holzstäbchen ziehen, worauf ein Name eines KZ-Häftlings geschrieben war. Es gab auch leere Holzstäbchen für dort verstorbene Menschen, deren Namen leider nicht bekannt sind. Danach machten wir uns auf in den Wald. Die Vögel zwitscherten und alles wirkte ruhig. Beim Lesen der Gedenktafel und Hören der Erzählungen von ela Klein kam ein beklemmendes Gefühl auf. Wir standen im Wald, einem Erholungsort, und irgendwie wurde einem trotzdem die Luft zum Atmen genommen, zumindest für einen Moment. Wir blickten auch auf die im Jänner 2024 enthüllte Außenlager-Stele Gunskirchen. Es handelt sich dabei um eine vier Meter hohe Säule bestehend aus gestapelten Betonprismen. Diese zählen die unfassbar große Anzahl von 40 Außenlagern und das Hauptlager in Mauthausen auf. Wir wissen: Das darf nie wieder geschehen! Und wir wissen auch, dass wir selbst mit unserem Verhalten für Menschenwürde, Respekt, Menschlichkeit und Nächstenliebe einstehen können.
Vielen Dank an die Begleiterinnen Maria Neumayer und Birgit Peböck für den Firmlings-Taxidienst und das gemeinsame Geh-Denken. Ein großes Dankeschön an ela Klein für die Vorbereitung und Durchführung sowie vor allem für ihre Zeit!
Katharina Neumayer
Zur Person: ela Klein ist hauptberuflich Referentin für Ehrenamtsförderung in der Diözese Linz. Sie engagiert sich ehrenamtlich in der Erinnerungsarbeit, so auch bei diesem Firm-Projekt.
Mehr Infos zur Ehrenamtsförderung in der Diözese Linz: www.dioezese-linz.at/ehrenamt
Mehr Infos zum KZ-Außenlager Gunskirchen: www.mauthausen-guides.at/aussenlager/kz-aussenlager-gunskirchen