Samstag 20. September 2025

Clemens Sedmak referierte zum "Bildungsfaktor Menschlichkeit"

Beim "Linzer Forum Religionspädagogik" am 13. Juni 2023 reflektierte Univ.-Prof. DDDr. Clemens Sedmak, Professor für Sozialethik an der University of Notre Dame / USA, über mögliche Beiträge von Religion und religiöser Bildung zu einem Leben in Freiheit und Würde. 

Univ.-Prof. DDDr. Clemens Sedmak, Professor für Sozialethik an der University of Notre Dame (USA) und Leiter des Zentrums für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg, reflektierte vor rund 130 Lehrer:innen und weiteren interessierten Zuhörer:innen über mögliche Beiträge von Religion und religiöser Bildung zu einem Leben in Freiheit und Würde. Zahlreiche Verweise auf den Schulunterricht und andere bildungsrelevante Kontexte verdeutlichten die Relevanz, sich mit diesem Thema religionspädagogisch weiter auseinanderzusetzen. 


Menschlichkeit ist für Sedmak stark mit der Idee der Individualität verbunden. Einerseits wohnt jedem Menschen ein hohes individuelles Potential inne, das weit über die Summe seiner körperlichen und geistigen Eigenschaften hinausreicht. Andererseits ist das Individuum in seiner physischen wie psychischen Existenz auch verwundbar. Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Individualität und Verwundbarkeit menschlichen Lebens für die Gestaltung von Gesellschaft? Und welche Rolle kann dabei Bildung spielen? Einen ersten Ankerpunkt zur Beantwortung dieser Fragen stellt Artikel I der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aus dem Jahr 1948 dar. Wenn alle Menschen frei und gleich geboren sowie mit Vernunft und Gewissen begabt sind, haben sie laut Sedmak ein "Recht auf Individualität und Begründungen". Jedes Individuum muss seine Meinung äußern und diese im Zusammenspiel mit anderen Personen begründen können. Darin besteht auch ein zentrales Bildungsanliegen.

 

Linzer Forum Religionspädagogik

Von links: HS-Prof. Dr. habil. Silvia Habringer-Hagleitner, Univ.-Prof. Dr. Helena Stockinger, Univ.-Prof. Dr. Clemens Sedmak, Mag. Maria Trenda, Mag. Eva Freilinger, Ass.-Prof. Dr. Bernd Ziegler, Mag. Josef Putz. 
© KU Linz / Hermine Eder 


Einen zweiten Ankerpunkt zur Gestaltung einer menschlichen Gesellschaft sieht Sedmak in der Religion. Dies führt er am Beispiel des Christentums aus. Die christliche Tradition kann einige Leerstellen füllen, die ein rechtliches Dokument wie die Menschenrechtsdeklaration notwendigerweise offenlässt. Bildungsangebote regen die Menschen zur Auseinandersetzung mit diesen religiösen Sinnpotentialen an. Dabei denkt Sedmak zunächst an die christliche Sensibilität für die Fehlbarkeit und das Heilsbedürfnis des Menschen. Darüber hinaus ruft die Botschaft des Evangeliums auch zur "prophetischen Kritik" am Status Quo auf und motiviert dadurch zu einer Weiterentwicklung der Gesellschaft. Vor allem stellt die Idee der Gottesebenbildlichkeit aber eine religiöse Begründungsmöglichkeit für die Menschenwürde dar. Aus christlicher Perspektive übersteigt die Würde des Menschen einen postulatorischen Status, dennoch bleibt sie ein Mysterium. Einen dritten Ankerpunkt sieht Sedmak in Hannah Arendts Werk ‚Vita Activa‘. Darin wird die individuelle Körperlichkeit bzw. das Handeln als ein konstitutives Moment des Menschseins ausgewiesen. Den vierten und letzten Ankerpunkt zur Gestaltung einer menschlichen Gesellschaft bilden für Sedmak die Werte Integrität und Kooperation. Menschen und Institutionen wie die Kirche sollen zu ihren (religiösen) Überzeugungen integer stehen können, gleichzeitig aber auch mit Personen anderer weltanschaulicher Position kooperieren. Bildungsangebote, die auf religiöse Sprachfähigkeit zielen, können dabei eine wichtige Hilfe sein.

Letztlich zielt Bildung für Clemens Sedmak darauf ab, dass sich der Mensch "von der Welt formen lässt". Das bedeutet auch, von der Religiosität anderer Personen zu lernen und so neue Sinnpotentiale für ein freies Leben in Würde zu entdecken.

 

 

Videobeitrag zum Vortrag von Clemens Sedmak


Was religiöse Traditionen für Sedmak anzubieten haben, wenn es um die Frage der Menschlichkeit geht, das können Sie in diesem Videobeitrag zum Vortrag von Clemens Sedmak sehen, worin er u.a. auf die bemerkenswerte Nicht-Begründung der Menschenwürde in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 in Paris eingeht: "Die Menschenwürde ist das Fundament der Menschenrechte, ist aber ihrerseits nicht begründet worden. Der Begriff Menschenwürde hat etwas heiliges, und sollte deshalb nicht subjektiven Diskursen alleine überlassen werden", konstatiert Sedmak.

 

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© Djukic Mihael / PH-Linz
 
Das Linzer Forum Religionspädagogik ist eine Diskursplattform des Instituts für Religionspädagogik und vom Bereich Fortbildung Religion an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz und des Instituts Katechetik, Religionspädagogik und Pädagogik an der Katholischen Privat-Universität Linz. Es finden jährlich Veranstaltungen zu aktuellen religionspädagogischen Themen statt.

 

KU Linz / Hermine Eder 

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