Freitag 19. September 2025

Weltsynode: Arbeitspapier für Oktober schafft Raum für inhaltliche Debatten

Mit dem am 20. Juni 2023 präsentierten Arbeitspapier (instrumentum laboris) gibt es aus Rom Signale einer inhaltlichen Öffnung für die Weltsynode im Oktober 2023.

Das Arbeitspapier für die Versammlung von Bischöfen, Ordensleuten und Laien aus allen Erdteilen enthält in seinem Fragenteil viele "heißen Eisen". Sie waren bereits in der Vorbereitungsphase in den verschiedenen Erdteilen thematisiert worden.

 

Die Frage des Priesterzölibats wird ebenso offen angesprochen wie ein mögliches Diakonat der Frau, die Integration sexueller Minderheiten ebenso wie die Überwindung des Klerikalismus. Noch vor wenigen Jahren wäre ein vergleichbares Arbeitsdokument für eine Weltbischofssynode genauso undenkbar gewesen wie die von Papst Franziskus verfügte Öffnung der Synodalversammlung für Laien, darunter 40 Frauen.

 

Wie es dazu kam, dass nun auch inhaltliche Themen ihren Weg ins Arbeitspapier fanden, ist ein offenes Geheimnis. Zwar betonten die beiden Vordenker der Weltsynode, der maltesische Kardinal Mario Grech und der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich, im Vorfeld immer wieder, dass es bei der Synode im Oktober nicht um inhaltliche Themen und schon gar nicht um innerkirchliche Reform-Agenden gehen solle.

 

Doch hatten sie bereits durch das aus dem Alten Testament stammende Motto für die kontinentale Vorphase ("Mach den Raum deines Zeltes weit!") dafür gesorgt, dass aus der synodalen "Methode des gemeinsam Unterwegsseins und Beratens" beinahe zwangsläufig eine Erweiterung des Anspruchs entstand: Wenn die Kirche viele einlädt, sich mit ihr auf den Weg zu machen, dann kann sie nicht vorab erst einmal Menschen in bestimmten Lebenssituationen beurteilen, manche aussieben und andere für gutheißen.

 

Und so bekam die seit Jahren vom Papst immer wieder beschworene synodale Methode zwangsläufig eine moralische und schließlich auch eine dogmatische Komponente. Sie schlug sich bereits in den meisten der sieben "Kontinental-Papiere" im Frühjahr nieder. Deren Ergebnisse wurden nun im Arbeitspapier als ein "wertvoller" Schatz präsentiert, den die Weltsynode nicht einfach wegwerfen dürfe. Dies gilt auch für die Frage nach dem Umgang mit Menschen, die als wiederverheiratete Geschiedene, als Angehörige sexueller Minderheiten oder als Polygamisten in offenem Widerspruch zur Morallehre der katholischen Kirche leben.

 

"Synodenmütter und -väter"

 

Die Kardinäle Hollerich und Grech betonten bei der Vorstellung des Papiers vor internationalen Medien am Dienstag in Rom, dass es dennoch nicht um die Lehre der Kirche gehe, sondern bloß darum, niemanden a priori von der synodalen Weggemeinschaft auszuschließen - auch die Sünder nicht. Hollerich erinnerte dabei an Jesus als Vorbild, der ebenfalls mit Zöllnern und anderen Sündern zu Tisch gesessen habe - von denen sich dann am Ende manche bekehrten.

 

Grech betonte, die Fragen in dem Arbeitsdokument seien keine Vorgaben der römischen Zentrale. Man wisse aus der kontinentalen Vorphase, dass es diese Fragen gebe. Hollerich fügte hinzu, die Synodenteilnehmer könnten vielleicht auch noch weitere Fragen aufwerfen und debattieren.

 

Dem italienischen Synoden-Berater Pater Giacomo Costa blieb es vorbehalten, erstmals offiziell die neue Wortschöpfung "Synodenmütter und -väter" zu gebrauchen, um zu unterstreichen, dass allein sie darüber entscheiden werden, welche Fragen sie im Oktober diskutieren wollen. Doch ist es nach der inhaltlichen Öffnung im Arbeitsdokument schwer vorstellbar, dass die Synodalversammlung im Oktober dahinter zurückfällt. Wenn sie sich, wie ursprünglich gedacht, allein auf die Frage beschränkte, welche Beratungsstrukturen es künftig in der katholischen Kirche geben soll, wäre der Enthusiasmus, der die Synode bislang begleitete, wohl rasch verpufft.

 

 

Österreichische Bischofskonferenz: "Überraschend und überzeugend"

 

Die österreichischen Bischöfe begrüßen ausdrücklich das gestern vom Vatikan präsentierte Arbeitspapier ("Instrumentum laboris") zur Synodenversammlung im Herbst. Es zeichne sich durch eine "große Treue zu dem aus, was in den letzten beiden Jahren bei den Anhörungen auf Ebene der Pfarren, Gemeinden und Gemeinschaften, der Diözesen und Bischofskonferenzen und zuletzt bei kontinentalen Versammlungen ins Wort gebracht wurde" und bilde damit das "inspirierende Arbeitsprogramm" für die Synode im Oktober. Das teilte die Bischofskonferenz zum Abschluss ihrer Sommervollversammlung in Mariazell am Mittwoch in einer Presseerklärung mit.

 

Besonders hoben die Bischöfe dabei hervor, dass das Instrumentum laboris die Vielfalt der Themen und Anliegen sowie die Kontroversen, die in den vergangenen zwei Jahren formuliert und diskutiert wurden, "weder verschweigt noch glättet", sondern in Form von Leitfragen abbildet. Diese betreffen Armut, Klimawandel, Migration, Frieden und Versöhnung, aber auch Fragen der Teilhabe von Laien in der Kirche und den Dialog mit anderen Religionen und Konfessionen. Ein Novum stelle dabei die in den Leitfragen zur Synode angeregte "Diskussion um einen möglichen Zugang zum Amt einer Diakonin" dar, heißt es. Auch Fragen zur stärkeren Beteiligung von Frauen in Leitungsfunktionen und die Teilhabe ungeweihter Personen sowie die Frage nach neuen Ämtern oder dem Pflichtzölibat für Priester werde aufgeworfen.

 

Diese gewählte Methode des Arbeitspapiers "überrascht und überzeugt zugleich", halten die Bischöfe fest. "So werden Spannungen benannt, aber in Form von Wie-Fragen zum Gegenstand einer weiteren Klärung". Der Umgang mit Spannungen stelle dabei kein Problem dar, dass es zu lösen gilt, sondern eine Gabe, "die es zu kultivieren gilt", zitierten die Bischöfe abschließend aus dem Papier. "Diese Generalperspektive nährt die realistische Hoffnung, dass die Weltsynode viele gute Früchte bringen wird." Aus Österreich werden der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, sowie Kardinal Christoph Schönborn als Mitglied des Synodenrates an der Synode teilnehmen, bestätigte die Bischofskonferenz.

 

Beratungen der Bischofskonferenz in Mariazell über Synodalität - Online zugeschaltet: Bischof Michael Gerber (Fulda)

Beratungen der Bischofskonferenz in Mariazell über Synodalität. Online zugeschaltet: Bischof Michael Gerber (Fulda). © Paul Wuthe / Kathpress

 

 

Theologinnen: Synodenpapier zeigt Bemühen um weltkirchlichen Konsens

 

Das Arbeitspapier "(instrumentum laboris") für die Weltsynode im Oktober in Rom zeigt deutlich das Bemühen um einen weltkirchlichen Konsens in wesentlichen Zukunftsfragen für die katholische Kirche. Das haben unisono die Theologinnen Regina Polak, Petra Steinmair-Pösel und Elisabeth Rathgeb betont. Sie äußerten sich im Kathpress-Interview am Rande der Beratungen der Bischofskonferenz in Mariazell zum "instrumentum laboris". Polak und Rathgeb gehören dem nationalen Synodenteam an, Steinmair-Pösel war Mitglied des Redaktionsteams zur Erstellung des österreichischen Synoden-Synthesepapiers. Polak und Steinmair-Pösel gehörten zudem zu den Österreich-Delegierten bei der Kontinentalversammlung in Prag.

 

Petra Steinmair-Pösel, Rektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) in Innsbruck, sieht in dem Arbeitspapier die konsequente Fortsetzung des bisherigen Synodalen Prozesses. Sie sprach gegenüber Kathpress von einer "Synchronisierung unterschiedlicher Positionen". Die unterschiedlichen Positionen seien sowohl auf der europäischen Kontinentalsynode im Februar in Prag als auch auf Weltebene deutlich geworden. Jeder Teil der Weltkirche habe andere Priorisierungen, jetzt gelte es in Rom nochmals abzuwägen, welche Themen für die Kirche im 21. Jahrhundert essenziell seien. So komme es wohl nicht von ungefähr, dass im Arbeitspapier die Punkte Armut, Umwelt oder Migration anderen Themen gegenüber vor gereiht seien. Freilich sei auch das Frauenthema weltweit wichtig, aber vielerorts wohl nicht so zentral wie in Westeuropa.

 

Steinmair-Pösel räumte ein, dass sie zugleich die Ungeduld in der Kirche in vielen Ländern Europas verstehen könne. Sie würde es deshalb auch begrüßen, wenn die Synode "pastorale Probier- oder Experimentierräume" eröffnen würde. So könnten die Teilkirchen in einem gewissen Rahmen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs sein, ohne dass dies gleich als Widerspruch gesehen wird. Auch beim Frauenthema könnte sich die Theologin dies vorstellen.

 

Ob es bei der Weltsynode zu definitiven Entscheidungen kommen wird, bei denen klare Positionen festgeschrieben werden, wollte Steinmair-Pösel nicht vorhersagen. Sie glaube eher, dass es zu einer "Eröffnung pastoraler Spielräume" kommen könnte. Das sei etwa auch schon im päpstlichen Dokument "Amoris laetita" im Blick auf wiederverheiratete Geschiedenen so der Fall gewesen.

 

Unterschiedliche Gewichtungen auf Weltebene

 

Für die Wiener Pastoraltheologin Prof.in Regina Polak entzieht sich das "instrumentum laboris" der sonst üblichen synodalen Logik und Arbeitsweise von vorgegebenen Thesen, an denen es sich abzuarbeiten gilt. Die Themen der sieben Kontinentalsynoden sind in Fragen umgewandelt worden. Dies solle zum nochmaligen Nachdenken anregen und die synodale Kultur in der Kirche stärken, so Polak. Nach Meinung der Theologin ein durchaus innovativer oder gar historischer Ansatz, allerdings auch ein gefährlicher. Denn der Text werde wohl auch Kritik ernten. Schon jetzt werde von mancher Seite bemängelt, dass er zu wenig theologisch fundiert sei oder es endlich Entscheidungen brauche und nicht Fragen.

 

Alle Themen, die auf Europa-Ebene angesprochen wurden, würden sich jedenfalls in dem Arbeitspapier wiederfinden, so der Befund Polaks. Überdies aber auch andere Aspekte, etwa Überlegungen über die künftige Ausgestaltung des Papstamtes, die weder in Österreich noch auf Europa-Ebene laut Prof. Polak Thema waren. Dass Themen wie Armut oder Migration vor den westlichen "heißen Eisen" wie dem Diakonat für Frauen oder dem Pflichtzölibat stehen, zeige wohl unterschiedliche Gewichtungen auf Weltebene.

 

Die Pastoraltheologin räumte weiters ein, dass sie in heimischen Breitengraden auch Frustration über den Text verstehen könne. Viele "heiße Eisen" seien hierzulande seit Jahrzehnten diskutiert worden. Das habe freilich auch mit der privilegierten Situation der Kirche in Westeuropa zu tun; einer wohlhabenden Kirche in freien Ländern. Hier habe man auch theologische Fortschritte erzielen können, die in anderen Ländern nicht möglich waren. Und dies müsse man nun auch in die Weltkirche einbringen, so Polak: "Das mahnt mich persönlich auch dazu, mich noch in Geduld zu üben." Freilich: Entscheidungen müssten kommen, spätestens bei der Synode 2024.

 

Eindringlich warnte Polak davor, in Österreich nun bequem im Sofa Platz zu nehmen und nach Rom zu blicken. Auch in Österreich müsse der synodale Prozess weitergehen und auf allen Ebenen in der Kirche implementiert werden. Sie habe bei den Beratungen der Bischöfe in Mariazell den starken Eindruck gewonnen, dass die Bischöfe dies auch sehr ernst nehmen.

 

Stärkung der synodalen Kultur

 

Einen vertieften synodalen Prozess in Österreich erwartet sich auch die Tiroler Caritasdirektorin Elisabeth Rathgeb; auf allen Ebenen. Sie finde in dem Arbeitspapier viele Impulse, mit denen nicht nur in Rom, sondern auch in Österreich weitergearbeitet werden könne und solle.

 

Rathgeb räumte ein, dass sie bei der ersten Lektüre auch enttäuscht gewesen sei, dass der Text kaum klare Ansagen zu verschiedenen Themen biete, etwa was die Frauen betrifft. Dahinter stehe wohl die Einsicht, dass der Synodale Prozess nun nochmals im gemeinsamen Nachdenken an Tiefe und Breite gewinnen sollte, um in strittigen Fragen einen größeren Konsens in der Weltkirche zu erzielen. Nachsatz: "Wahrscheinlich ist das der einzige Weg."

 

Erfreut zeigte sich die Caritasdirektorin darüber, dass Themen wie Armut, Migration oder der Klimawandel in dem Dokument höchste Priorität haben. Ihre Sorge, dass karitative Themen zu kurz kommen, sei unbegründet gewesen.

 

Rathgeb: "Das wichtigste Anliegen, das der Papst mit diesem Arbeitspapier verfolgt, ist die Stärkung der synodalen Kultur in der Kirche." Diese synodale Kultur sei zudem auch eine erfreuliche kirchliche Gegentendenz zu so manchen politischen Entwicklungen in Richtung Populismus und autoritären Systemen.

 

Kathpress

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