Samstag 20. September 2025

Ordensspitäler-Kongress: Künstliche Intelligenz im Krankenhaus

Der Kongress der Oö. Ordensspitäler im Linzer Design Center stand unter dem Thema „KI im Krankenhaus – wie viel ist realisierbar?“. Zentraler Inhalt war der Umgang der Menschen im Gesundheitswesen mit der KI, deren Chancen und Herausforderungen. 

Die sieben oberösterreichischen Ordensspitäler sichern mit 9.000 Mitarbeiter:innen die medizinische Versorgung von 900.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr. Der Bedarf an medizinischen und  pflegerischen Leistungen steigt, aber das Angebot an Fachkräften stagniert. Vor diesem Hintergrund sind innovative Ansätze gefragt, um das Gesundheitssystem mittel- und langfristig leistungsfähig zu erhalten. 

 

Ordensspitäler-Kongress: Künstliche Intelligenz im Krankenhaus

Im Bild v. l.: Gehirnforscher Boris Konrad, LH-Stv.in Christine Haberlander, Ethikerin Julia Amann, Generaloberin Sr. M. Barbara Lehner und Bischofsvikar Adi Trawöger © Oö-Ordensspitäler

 

Nicht auf den Menschen vergessen

 

In seinen Grußworten appellierte Bischofsvikar Adi Trawöger an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen, nicht auf den konkreten Menschen zu vergessen, der immer mehr sei, als die Datenauswerung und der -vergleicht hergeben: „Es geht darum, die konkrete Person im Blick zu behalten, mit seinen Leiden, seiner Geschichte, seinen Ängsten und Hoffnungen, seinem Vertrauen in die Hilfe von kompetenten Menschen." Zudem warnte er davor, sich in der schier unendlichen Menge von Daten und daraus abgeleiteten Algorithmen zu verlieren. „Ich ermutige Sie, bewahren Sie sich ihre Verantwortung und Kompetenz, dass auch in Zukunft noch von ärztlicher Kunst, von Empathie und der Liebe zum Menschen gesprochen werden kann, die Roboter nicht haben", mahnte er.


Wie wichtig die Auseinandersetzung mit den neuen technologischen Möglichkeiten ist, wurde auch bei den Grußworten von Gesundheitslandesrätin LH-Stv.in Christine Haberlander deutlich: „In Oberösterreich arbeiten wir alle daran, dass die Menschen in unserem Land gut und gesund leben können – von heute bis ins hohe Alter. Die Zukunft der Gesundheitsversorgung ist dabei eine der drängendsten Fragen unserer Zeit." Wir wissen: „Die technische Entwicklung ist ein wichtiger Teil der Antwort. Mit neuer Technik erhöhen wir die Qualität der Behandlung, zu lindern, zu helfen. Sie ermöglicht es uns gleichzeitig, neue Räume für wichtige Werte wie dem persönlichen Kontakt, Vertrauen und Menschlichkeit zu schaffen. Umso wichtiger ist es, dass die Technik den Menschen dienen muss und nicht umgekehrt."

 

Ordensspitäler-Kongress: Künstliche Intelligenz im Krankenhaus

Das Linzer Design Center war ausgebucht. Mehr als 500 Menschen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen nahmen in Präsenz und online am Kongress teil. © Oö-Ordensspitäler


Den Eröffnungsvortrag hielt der Hirnsportler, Informatiker und Gedächtnisforscher, Boris 
Konrad. Er appellierte an die Teilnehmer:innen, den „Supercomputer", der sich in ihrem Kopf befindet, zu nutzen. Die KI kann heute schon vieles besser als der Mensch, aber Innovationen, hinter denen Überzeugungen stehen, sind anders als solche, hinter denen Rechenmodelle stehen. 

 

Der oö. Universitätsprofessor für „AI in Life Sciences“ Günter Klambauer stellte 
fest, dass KI eher langsam in den Gesundheitssektor kommt. Der Begriff Künstliche Intelligenz geht auf ein Forschungsprojekt in den USA im Jahr 1956 zurück, das allerdings nicht zu den gewünschten Ergebnissen führte. Er stellte Beispiele erfolgreicher KI-Anwendungen vor, wie die Unterstützung bei der Diagnostik von Hautkrebs, das Erkennen von Brustkrebs und spezieller Augenerkrankungen und erklärte die Funktionsweise von Large Language Models wie ChatGPT.

 

KI zweifelt nicht und sorgt sich nicht

 

Auf die ethischen Herausforderungen durch KI-Anwendungen in der Pflege und 
Gesundheitsversorgung ging Julia Amann von der Schweizer Careum Stiftung ein. Ihr Standpunkt war, dass es unethisch wäre, das Potenzial von KI nicht zu nutzen. Sie nannt aber auch die ethischen Schwachpunkte von KI-Systemen: Die Emotionen fehlen, es kann nicht zweifeln oder sich um einen Menschen sorgen. Die Erklärbarkeit und die Nachvollziehbarkeit von KI-Tools seien entscheidend für das Vertrauen in die Ergebnisse: Mit welchen Daten wurde die KI trainiert? Welche Diskriminierungen ergeben sich dadurch? Wer übernimmt die Verantwortung für falsche Ergebnisse? Amann appellierte an die Teilnehmer:innen, dazu beizutragen, dass das Gesundheitswesen menschlich bleibt.


Der Professor für Digitale Medizin in der Kardiologie der MedUni Innsbruck, Clemens Dlaska, 
gab einen Einblick in die Nutzung von KI in der Kardiologie. Ein Beispiel war die Identifikation von Vorhofflimmern, einer gefährlichen Herzrhythmusstörung, die zu Schlaganfällen führen kann. KI-Systeme können das Vorhofflimmern identifizieren und digitale Technologien wie Smartwatches wären als Screening-Tool geeignet, um die lebensbedrohliche Erkrankung rechtzeitig zu erkennen.

 

Ordensspitäler-Kongress: Künstliche Intelligenz im Krankenhaus

Für den Kongress konnten hochkarätige Experten gewonnen werden. © Oö-Ordensspitäler

 

KI hilft bei Entscheidungen


Der TU-Wien Professor Clemens Heitzinger ging auf die Anwendungen von KI in der Onkologie  und Intensivmedizin ein. Mit Hilfe von Blutproben konnten in China fünf verschiedene Tumorarten bis zu vier Jahre vor der konventionellen Diagnose erkannt werden. Heitzinger entwickelte ein KI-Tool für die Empfehlung der Behandlung von Patient:innen mit Sepsis in Intensivstationen. Ab dem Zeitpunkt, zu dem die KI die Daten von 150 bis 250 Fällen hatte, waren die Ergebnisse der KI genauso gut oder sogar besser als die Ergebnisse der Mediziner:innen. Heitzinger sieht die Vorteile von KI-Systemen darin, dass sie vermehrt zur Entscheidungsunterstützung eingesetzt werden. Die Entscheidung bleibt beim Menschen, aber durch eine KI kann man sich sehr rasch eine Zweit-, Dritt- und Viertmeinung einholen.


Den Abschluss der Veranstaltung machte Rechtsanwalt Philipp Leitner aus Linz. Er ging auf 
rechtliche Aspekte und Fallstricke von KI ein. Diese gehen von den Problematiken des Halluzinierens von KI-Systemen über den Datenschutz bis zu berufs- und haftungsrechtlichen Fragen. Leitner diskutierte auch die neue KI-Verordnung der EU, die einen einheitlichen Rechtsrahmen für die Entwicklung und Einführung von KI-Systemen darstellt.

 

Die Oö. Ordensspitäler 

 

In Oberösterreich gibt es sieben Ordensspitäler, die im Eigentum von fünf Ordensgemeinschaften stehen. In der Oö. Ordensspitäler Koordinations GmbH haben diese sieben Ordensspitäler eine gemeinsame Plattform für Kooperationen. Die Oö. Ordensspitäler behandeln pro Jahr 52 Prozent der stationären und 51 Prozent der ambulanten Patient:innen Oberösterreichs. 

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