25 Jahre Gesundheitszentrum für Gehörlose in Linz
"Ein Mensch, der nicht hört, bleibt immer ein Mensch, der nicht hört, aber: Er bekommt heute Zugang zu optimaler Versorgung", so Johannes Fellinger, Initiator der Gehörlosenambulanz.
Das Gesundheitszentrum für Gehörlose ist Teil des Spitals der Barmherzigen Brüder in Linz und gilt als Vorreiter in der barrierefreien Versorgung von hörbeeinträchtigten Menschen in Österreich.
Sensibilisiert durch die Taubheit des Vaters, begann Fellinger 1991 Sprechstunden speziell für Gehörlose im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz anzubieten, um bei gesicherter Kommunikation in Gebärdensprache, medizinische Hilfe in unterschiedlichen Bereichen bieten zu können. Die daraus entstandene Gehörlosenambulanz (das heutige "Gesundheitszentrum für Gehörlose") wurde zwei Jahre später eröffnet.
Die Erfahrungen in der damaligen Ambulanz zeigten schnell die dringende Notwendigkeit einer auf Gehörlose ausgerichtete, medizinischen Versorgung. Fellinger: "Vor 25 Jahren waren Gehörlose noch nicht am Radar der medizinischen Versorgung. Die Menschen waren auf sich alleine gestellt, es gab eigentlich keine Hilfsstruktur. Heute haben wir in Oberösterreich einen fast barrierefreien Zugang zur Medizin."
Im Jahr 2017 wurden über 1.100 Personen jeden Alters in der Linzer Gehörlosenambulanz behandelt – häufig mehrmals. "Gehörlose Patienten belasten oft seelische Probleme", so Fellinger. "Bei vielen PatientInnen liegen körperliche Beschwerden vor, die sich nicht eindeutig auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen. Studien belegen, dass psychosoziale, stressbezogene Gesundheitsstörungen bei gehörlosen Menschen doppelt so häufig vorkommen wie bei Hörenden".
Freuten sich über das 25-jährige Bestehen des Gesundheitszentrums für Gehörlose (v. l.): der Leiter des Gesundheitszentrums OA Dr. Wolfgang Schatzlmayr, der Leiter des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie Primar Dr. Johannes Fellinger, Landesrätin Birgit Gerstorfer, MBA, der Leiter des Landesverbandes der Gehörlosenvereine in Oberösterreich Klaus Patzak und die Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes Dr.in Helene Jarmer. © Barmherzige Brüder Linz
Das Leistungsspektrum des Gesundheitszentrums im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder geht dabei laut Fellinger weit über eine rein medizinische Versorgung hinaus. Bei Krankenhausaufenthalten oder fachärztlichen Untersuchungen organisiere das Gesundheitszentrum für Gehörlose begleitende Dolmetscher. Befundbesprechungen erfolgten wiederum mit dem Patienten im Gesundheitszentrum. Die direkte Zusammenarbeit mit Fachärzten der Barmherzigen Brüder sowie dem Spitalspartner Barmherzige Schwestern sicherten eine medizinische Topversorgung gehörloser PatientInnen. Ergänzend dazu biete das Gesundheitszentrum Sozial- und Familienberatung, Angebote für gehörlose SeniorInnen sowie Unterstützung in Berufsfragen an.
In Österreich sind rund 15 Prozent der Menschen hörbeeinträchtigt und etwa 8.000 gehörlos. Demgegenüber stehen vier Gehörlosenambulanzen in Wien, Graz, Linz und Salzburg. Die drei Erstgenannten werden von den Barmherzigen Brüdern betrieben.
Gesundheitszentrum für Gehörlose der Barmherzigen Brüder Linz